MMK – Multimodales Konzept

 

Zur erfolgreichen Gewichtsreduzierung bei Adipositas Grad III oder IV vor (BMI über 40 bzw. 50)  wird die Durchführung eines multimodalen Konzepts empfohlen. Die meisten Krankenkassen setzen die Durchführung eines multimodalen Konzepts für die Kostenübernahme einer bariatrischen Operation (Magenband, Schlauchmagen, Magenbypass, etc.) voraus. Sie werden in ihrer Auffassung durch aktuelle Urteile bestätigt, denn weiterführende Maßnahmen (z.B. bariatrischen Operation) werden nur dann befürwortet, wenn das multimodale Therapiekonzept zu keinem nachhaltigen Erfolg geführt hat. Eine bariatrischen Operation wird nur als „letzte Chance“ (Ultima Ratio) angesehen.
Beim multimodalen Konzept ist die Nahrungsaufnahme nicht der einzige Ansatzpunkt zur Gewichtsreduktion, denn es beinhaltet neben eine Ernährungstherapie auch eine Bewegungs- und Verhaltenstherapie.

 

Ernährungstherapie:
Die Ernährungstherapie, ob in Einzel- oder Gruppentherapie, ist ein wichtiger Baustein bei der Behandlung von Übergewicht. Die Ernährungstherapie sollte nach den aktuellen ernährungsmedizinischen Leitlinien der Deutsche Gesellschaft für Ernährung e.V. (DGE) erfolgen und auf eine Änderung des Eßverhaltens und wirksame Ernährungsumstellung auf Dauer zielen. Sie erfolgt normalerweise unter der Anleitung eines Ernährungsmediziners oder eines speziell ausgebildeten Diätassistenten.

 

Bewegungstherapie:
Ein weiterer wichtiger Baustein ist die Steigerung der körperlichen Aktivität des Betrof- fenen. Hierbei geht es nicht um Trainingsprogramm für Spitzensportler sondern um individuelles Bewegungsprogramm und um eine Steigerung der alltäglichen Bewegungs- möglichkeiten wie Treppe statt Fahrstuhl und Fahrrad satt Auto. Bei einem zusätzlichen Energieverbrauch von zirka 2500 kcal/Woche werden nicht nur mehr Kalorien verbraucht, sondern fördert dieser den Abbau von Muskelsubstanz und Steigerung des Grundumsatz sowie vermeidet es den Aufbau von Fettanteilen. Eine positive Entwicklung des Energieverbrauchs führt zu einer meßbaren Reduzierung des Gewichts.

Ein individuell zugeschnittenes Bewegungstherapieprogramm (Radfahren, Schwimmen, Nordic Walking…), welches die gesundheitlichen Möglichkeiten berücksichtigt, ist einem entscheidendes Element des multimodalen Konzepts. Eine langfristige Begleitung durch einen Therapeuten (z.B. Physio-, Sporttherapeuten, Fitnesstrainer) oder eine Bewegungsgruppe (Gruppendynamik) wird empfohlen.

 

Verhaltenstherapie:
Die Verhaltenstherapie soll den Betroffenen bei der Aufdeckung von falsche oft tiefverankerte Verhaltensstrukturen helfen und unterstützend auf die Einhaltung der ernährungs- und bewegungstherapeutischen Empfehlungen einwirken. Sie wirkt unterstützend bei der Einübung neuer Verhaltensweisen und soll den Betroffenen in die Lage versetzen, diese aus eigener Überzeugung in der Praxis dauerhaft umzusetzen und somit im Gesamtergebnis langfristig seine Lebensweise ändert.

 

Für Patienten, die sich für eine operative Maßnahme entscheiden, biete ich ernährungstherapeutische Einzelberatung.

Die präoperative Ernährungstherapie hat folgende Ziele:

  • Sollten Sie im Vorfeld noch keine qualifizierte Ernährungstherapie ausprobiert haben, ist es sinnvoll, dass Sie sich trotz Ihrer Entscheidung pro OP darauf einlassen. So haben Sie für sich die Möglichkeit, herauszufinden, ob Sie auf einen chirurgischen Eingriff verzichten können. Wenn die Ernährungstherapie erfolgreich verläuft, wäre das natürlich die risiko- und nachsorgeärmste sowie lebensqualitäterhaltendste Maßnahme.

  • Kommt es im Rahmen der konservativen Ernährungstherapie zu keinem erfolgreichen Gewichtsverlust (Gewichtsreduktion weniger als 10% nach 6-12 Monaten) oder das Körpergewichts steigt erneut oder es liegt ein BMI Wert > 60 vor und es besteht keine Kontraindikation für eine operative Maßnahme, erfolgt die Planung einer operativen Maßnahme. Während der Ernährungstherapie kann geklärt werden, welche operative Maßnahme im individuellen Fall am meisten Erfolg verspricht. Darüber hinaus kann ich Sie auf die geplante Operationsart gezielt vorbereiten.

  • Eine präoperative Ernährungsumstellung mit Gewichtsabnahme und Bewegungssteigerung wird auch empfohlen, wenn die Entscheidung für eine OP bereits gefallen ist. Das hat mehrer Gründe. Zum einen senken Sie damit bereits im Vorfeld das Risiko für Adipositas assoziierte Erkrankungen, Komplikationen während der OP und die Rehabilitationsdauer nach der OP durch optimierte Nährstoffversorgung, Körperzusammensetzung und verbesserte Moblilität. Darüber hinaus zeigt Ihre Bereitschaft zur Verhaltenslenkung vor der Operation ihre Motivation zur Mitarbeit und zu eigenverantwortlichem Handeln im Umgang mit Ihrem Körper. Beides sind Erfolgsparameter für die Zeit nach der OP. Eine erfolgreiche Gewichtsabnahme vor der OP ist mit einer besseren Abnahme nach der OP verknüpft.

 

Postoperative Ernährungstherapie (Nachsorge):

Die Ernährungstherapie nach erfolgter Operation findet über zwei Jahre statt. In der Regel gelten 8 Termine als ausreichend, wobei die meisten Termine im ersten Jahr nach der OP stattfinden.

Folgende Inhalte bietet die postoperative Ernährungstherapie:

  • Ernährungberatung angepasst an das jeweils gewählte Operationsverfahren. Zur Sprache kommen z.B. die Substitution von Proteinen, Vitaminen und Mineralstoffen, das richtige Maß für Getränke und Mahlzeiten, unterstützendes Essverhalten, psychologische Aspekte des Essens und Trinkens

  • Hilfe bei typischen Komplikationen oder Krisen nach der Operation wie Übelkeit und Erbrechen, Lebensmittelintoleranzen, Durchfall, Verstopfung, Dehydration, Dumping-Syndrom, Proteinmangel, Nährstoffmangel (teilweise mit Haarausfall), Gallensteine, Ursachenklärung bei ausbleibendem Gewichtsverlust, Begleitsymptome wie Frieren, Müdigkeit, Leistungseinbrüche.